Wie Internet und soziale Medien unsere Denkmuster verändert haben

  • 16 August 2021 (7 Minuten Lesezeit)

Das Internet hat sich schneller verbreitet als jede andere Technologie. Jeden Tag greifen geschätzte1  4,66 Milliarden Menschen aus verschiedenen Gründen auf das Netz zu (und davon 93% über mobile Endgeräte) – um zu arbeiten, einzukaufen oder sich mit Freunden auszutauschen.  Ein großer Teil der Bevölkerung von Industrieländern ist ständig mit einem Netzwerk verbunden, das es vor 30 Jahren in dieser Form noch gar nicht gab. Das Internet war eine Revolution, nicht nur für Wirtschaft und Gesellschaft, sondern auch für unser Denken.

Tatsächlich verändert die Digitalisierung unseres Lebens nach einer aktuellen Studie sogar unsere kognitiven Prozesse.2  Das gilt vor allem für die Digital Natives der Generation Z, also für jene, die mit Internet und Smartphone aufgewachsen sind.

Nach einer Analyse Dutzender wissenschaftlicher und medizinischer Studien sind sich die Experten einig, dass durch das Internet neue Mechanismen entstehen und unser Gehirn anders arbeitet.  Und anders kann es auch nicht sein, denn das Gehirn ist ein dynamisches anpassungsfähiges Organ, dessen Nervenstruktur auf externe Reize reagiert. Deshalb passen sich unsere kognitiven Prozesse an die „neue Normalität“ an. Die Art und Weise, wie wir Informationen erfassen, arbeiten und sozialen Austausch pflegen, verändert sich – ausgelöst durch die Internetrevolution.  Drei Bereiche sind besonders betroffen: Konzentration, Gedächtnis und sozialer Austausch. Alle drei haben mit Selbstwertgefühl und Selbstdarstellung zu tun. Lassen Sie uns ein bisschen tiefer einsteigen.

1. Es fällt schwerer, sich auf etwas zu konzentrieren

Jeden Tag zieht das Internet einen großen Teil unserer Aufmerksamkeit auf sich, vor allem, wenn wir ständig online sind. Und zwar unablässig – in unserer hypervernetzten, multitaskingfähigen Welt, in der wir schnell und ständig unsere Smartphones auf alle möglichen Informationen prüfen (von der Arbeit bis zu Nachrichten und dem Austausch in sozialen Medien).


 Dieses Verhalten ist zwanghaft und führt wissenschaftlichen Studien zufolge zu einer Verlangsamung unserer kognitiven Fähigkeiten, insbesondere, wenn wir uns dauernd konzentrieren müssen.

Unser Gehirn kann diese nie endende Flut von Ablenkungen einfach nicht ignorieren. Dieses Phänomen darf nicht unterschätzt werden, vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen, die sich in einer wichtigen Phase des Wachstums und der Entwicklung ihrer kognitiven Fähigkeiten befinden. Und natürlich kann die „Smartphone-Sucht“ auch indirekte Schäden anrichten, wie Schlafmangel, zu wenige soziale Kontakte und kein Raum für Kreativität.

2. Das Internet als „externes Gedächtnis“

Dank Internet haben die Menschen erstmals in der Geschichte sofortigen Zugang zu Informationen. Alles, was wir wissen wollen, ist in unserem Smartphone, und wer fragt, erhält eine Flut von Antworten. Neben den zweifellos vorhandenen Vorteilen verändert diese „neue Normalität“ – ein im analogen Zeitalter noch völlig unbekannter Begriff – auch unser Gehirn. Das gilt vor allem für das semantische Gedächtnis, das Fakten speichert.

Die Forschung ist sich einig, dass das Internet ein gigantisches „externes Gedächtnis“ ist, oder wissenschaftlich ausgedrückt ein „transaktives Gedächtnis“. Das transaktive Gedächtnis ist nichts Neues. Es gibt es schon von Anbeginn der Menschheit. Der Begriff steht für die Methode, wie Wissen und Erlebtes mit der Familie, der Gemeinschaft oder der Gesellschaft geteilt werden, um es über Generationen hinweg weiterzugeben.  Aber das Internet ist eine neue Art von transaktivem Gedächtnis, weil es die exakten Informationen speichert, sodass die Menschen und die Gesellschaft sich nicht bemühen müssen, sich genau an die Fakten zu erinnern. Sie stehen ja jederzeit im Internet.  So gesehen hat das Netz die traditionellen Methoden der Informationsspeicherung, also die Familie, die Gesellschaft oder Enzyklopädien, überflüssig, wenn nicht nutzlos gemacht.

Die Konsequenzen liegen auf der Hand. In einem Experiment wurden einige Personen gebeten, Informationen in einer alten Enzyklopädie zu finden, und einige andere mit der Suche im Internet beauftragt. Das Ergebnis: Die Internetgruppe war schneller, konnte sich aber nicht so gut daran erinnern, was sie herausgefunden hatte. Aber das ist nicht alles. Nach anderen Studien sorgt die Abhängigkeit vom Internet als Informationsquelle dafür, dass Menschen ihr eigenes Gedächtnis mit dem ihres Smartphones verwechseln. Personen, die ihr Smartphone sehr häufig nutzen, halten es für einen Teil ihrer selbst, und mit der Entwicklung von tragbaren Virtual- oder Augmented-Reality-Technologien wird sich das noch verstärken.

3. Digitaler sozialer Austausch

Soziale Kontakte haben bei den Menschen schon immer eine wichtige Rolle gespielt, für Wohlbefinden, Glück und sogar für ein langes Leben. Wissenschaftlich belegt ist, dass jeder Mensch etwa 150 Freunde hat, wobei es fünf Stufen von Freundschaft gibt – vom Lebenspartner über den besten Freund bis hin zur Bekanntschaft. In den letzten zehn Jahren haben Entstehung und Verbreitung der sozialen Netzwerke zu einem enormen Anstieg der „Freunde“ geführt, vor allen der Onlinekontakte. Diese unzähligen „Freundschaften“ auf Facebook oder Instagram sind häufig erheblich oberflächlicher als die analogen.

Der Unterschied zwischen den Gesprächen mit Offline- und Online-Freunden ist interessant: Man spielt quasi dasselbe Spiel, aber auf völlig unterschiedlichen Spielfeldern. Ein Beispiel: In der analogen Welt ist die Annahme oder Ablehnung einer Freundschaft eine Momentaufnahme mit offenem Ende. Online handelt es sich um einen Akt, der Auswirkungen auf eine konkrete Kennzahl hat, nämlich die Anzahl der „Freunde“, „Follower“ und „Likes“.  Einige Studien bestätigen, dass Menschen, die ihr Selbstwertgefühl von Online-Feedback abhängig machen, Ängste und Depressionen entwickeln können. Das gilt vor allem für Teenager, die sich einsam und ausgeschlossen fühlen, wenn sie in den sozialen Netzwerken nicht beliebt genug sind.

Das wird durch ein weiteres Problem noch verstärkt. Die sozialen Medien vermitteln häufig ein falsches Bild von Teenagern: Sie sind ein Zauberspiegel, in dem jeder besser, glücklicher und erfüllter wirkt als im echten Leben.  Das kann dazu führen, dass Teenager zu hohe Ansprüche an sich selbst stellen. Darunter leidet das Selbstwertgefühl, was wieder zu Ängsten und Depressionen führen kann.

Was lernen wir daraus? Dass wir noch längst nicht alles über die langfristigen Folgen der Digitalisierung für unsere kognitiven Prozesse wissen. Aber eines ist schon heute klar: Nichts wird jemals wieder so sein wie früher.

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