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Elektrofahrzeuge nähern sich dem Wendepunkt

  • 24 Januar 2022 (5 Minuten Lesezeit)

Elektrofahrzeuge haben sich enorm schnell verbreitet. Schon jetzt ist ihr Anteil an den Personenkraftwagen insgesamt erheblich höher als von vielen erwartet. Im Oktober lag er über 14%, weil der Absatz in einem ansonsten schwachen Markt um 74% zum Vorjahr gestiegen ist1 . Und es gibt keine Anzeichen dafür, dass diese Dynamik nachlässt.

Ein wesentlicher Grund für den Erfolg von Elektrofahrzeugen ist die bessere Batterietechnologie und der damit verbundene Rückgang der Herstellungskosten. Dadurch sind Elektrofahrzeuge erheblich erschwinglicher geworden. Der Preisabstand zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren ist stark zurückgegangen.

Das ist extrem wichtig, vor allem, wenn man bedenkt, dass sehr viele Verbraucher lieber ein Elektroauto als einen Benziner oder Diesel kaufen würden, weil er sauberer ist, vorausgesetzt, er ist weder schlechter noch teurer.

Deshalb war es auch entscheidend, dass die Regulierungsbehörden die Automobilhersteller gezwungen haben, in die Fertigung von Elektrofahrzeugen zu investieren, die gut und nicht exorbitant teuer sind.

In Europa waren die Regulierungen die treibende Kraft. Hier wurden den Automobilherstellern Quoten für den Anteil der verkauften Elektroautos vorgeschrieben. Wie sehr sie bestrebt sind, schöne, gute und bezahlbare Elektroautos zu bauen, hat sich während der Lieferengpässe deutlich gezeigt, als die Automobilhersteller alle verfügbaren Halbleiter für Elektrofahrzeuge nutzten, auch wenn sie ursprünglich gar nicht dafür vorgesehen waren.

In Großbritannien dürfte die Verbreitung noch steigen. Dafür sorgen Initiativen wie die Ultra Low Emission Zone (ULEZ) in London, die es quasi unbezahlbar machen, mit einem traditionellen Benziner oder Diesel durch weite Teile der Hauptstadt zu fahren. Weil die Verbraucher erwarten, dass neue Regulierungen zu immer höheren Kosten führen, werden sie bei der Entscheidung über den Kauf eines neuen Autos den gegenüber traditionellen Fahrzeugen höheren Preis von Elektrofahrzeugen anders einschätzen. Am Ende werden die Mehrkosten von Elektroautos weniger stark ins Gewicht fallen.

In den USA werden im ganzen Land Luftqualitätsstandards eingeführt. Oregon etwa wird vermutlich die gleichen Regeln einführen wie Kalifornien im Jahr 2020. Und China hat kürzlich angekündigt, dass der Anteil von Fahrzeugen mit sauberen Antrieben bis 2030 auf 40% steigen soll2 .

Auch die Unternehmen reagieren

Wichtig ist auch, dass größere Unternehmen ihre Flotte auf Elektrofahrzeuge umstellen, weil ihre Kunden das erwarten.

Trotz einiger anfänglicher Kommunikationsschwierigkeiten war die jüngste Entscheidung von Hertz, 100.000 Teslas für seine Mietflotte zu bestellen, ein großer Moment. Nicht nur die Größe der Bestellung selbst, sondern auch die damit verbundene Infrastrukturzusage war erstaunlich: Jeder große Autovermieter, der Elektrofahrzeuge kauft, muss sicherstellen, dass seinen Kunden dort Ladestationen zur Verfügung stehen, wo sie sie brauchen.

Und eine bessere Infrastruktur wird auch die Bedenken vieler Menschen ausräumen, die fürchten, irgendwo liegen zu bleiben. Das wiederum kommt dem gesamten Elektrofahrzeugmarkt zugute.

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil

Das sind zweifellos wichtige Meilensteine, aber fest steht auch, dass der Sektor von Batterietechnologie und Chemie abhängt.

Die Lithium-Eisenphosphat-Akkumulatoren (LFP), die in China häufig in Autos der unteren Preisklasse eingesetzt werden, weil sie relativ billig und sicher sind, werden inzwischen auch in anderen Ländern und in höherwertigen Fahrzeugen der Standardklasse verwendet. Diese Technologie steht noch am Anfang, und es gibt nur wenige Fortschritte, aber am Ende wird der verbreitete Einsatz von LFPs für preisgünstigere und bessere Elektrofahrzeuge sorgen.

Einige große Akteure in diesem Bereich, wie der US-amerikanische Komponentenhersteller Aptiv, haben die jüngsten Lieferengpässe recht gut überstanden. Aber die Lieferkette hat viele Glieder.

Die Gewinnung und Verarbeitung der für die Herstellung von Batterien notwendigen Materialien sind neben anderen Kritikpunkten nicht gut für die Umwelt. In Zukunft wird man zwar kein Kobalt mehr brauchen, aber ohne Lithium wird es nicht gehen. 

Lithium ist wasserintensiv und meist in großen Gesteinsbrocken aus Südamerika gebunden, die nach China transportiert werden, wo das Lithium daraus extrahiert wird, um dann nach Europa verschifft und in Autobatterien verbaut zu werden. Die Extraktion findet nur in China statt. Bei diesem Prozess wird nicht nur viel Wasser verbraucht, sondern auch viel CO2 freigesetzt. Aber einige Unternehmen versuchen, diese Probleme zu lösen, entweder indem sie die für die Verarbeitung benötigte Wassermenge reduzieren oder durch den Einsatz von Ionen-Technologie (statt Chemie) bei der Extraktion von Lithium, sodass das Wasser wieder dem Kreislauf zugeführt werden kann.

Einige von ihnen investieren in Lithium-Extraktions-Technologie in Europa, damit der Zwischenstopp in China vermieden werden kann. Das ist zwar nicht perfekt, weil Lithium dann immer noch aus Südamerika oder Australien kommt, aber eine Verbesserung. Und das könnte sich zu einem Wettbewerbsvorteil entwickeln, weil Automobilhersteller, die ihre Autos in Europa verkaufen, zunehmend nicht nur die Regulierungen einhalten, sondern auch ihre Reputation schützen und Antworten auf kritische Verbraucherfragen zu ihren Lieferketten geben wollen. Deshalb wollen sie natürlich auch zu gern langfristige Verträge mit Lithiumanbietern schließen, die nachhaltiger produzieren und deren Geschäftsmodelle deshalb stabiler sind.

Ein aus unserer Sicht interessantes Unternehmen in diesem Bereich ist Li-Cycle. Da immer mehr Elektrofahrzeuge zugelassen werden, muss jetzt dringend darüber nachgedacht werden, wie man sie am Ende entsorgt. Elektroautos enthalten Batterien, die voller wertvoller Materialien stecken, die man nicht auf den Müll werfen, sondern verwerten sollte. Li-Cycle recycelt Batterien, indem es aus den enthaltenen Kathoden- und Anodenmaterialien Lithium, Nickel und Kobalt in Batteriequalität herstellt. Dadurch werden Deponieabfälle und Treibhausgasemissionen vermieden, und man muss weniger neue Materialien gewinnen.

Die Zukunft

Die Automobilindustrie will Teil der Lösung sein, nicht Teil des Problems. Deshalb wird sie weiter nach Wegen suchen, nachhaltiger zu arbeiten und mehr Elektrofahrzeuge zu niedrigeren Kosten zu produzieren. Wie die steigende Verbreitung zeigt, besteht Nachfrage. Irgendwann wird der Punkt erreicht sein, an dem sich die Verbraucher fragen, warum sie sich ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor kaufen sollten, wenn es gebraucht nichts mehr wert ist. Dieser Punkt rückt immer näher. Und wenn wir dann alle Elektroautos fahren, wird es beim nachhaltigen Verkehr darum gehen, die Rohstoffe zu optimieren, Kreisläufe zu schließen und das bei der Herstellung entstehende CO2 zu vermindern. Es gibt noch viel zu tun und viele Investmentchancen zu entdecken.

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