Investment Institute
Die Sicht des Chefvolkswirts

Eher sanfte Landung (hoffentlich)

  • 09 Mai 2022 (7 Minuten Lesezeit)

  • Die von einer Rezessionsprognose für nächstes Jahr begleitete Zinserhöhung der Bank of England sollte Zentralbanken, die eine „schmerzlose Straffung“ anstreben, eine Warnung sein.
  • Wir ziehen unsere Forderung an die Europäische Zentralbank, die Zinsen anzuheben, auf Juli vor, gehen aber nicht davon aus, dass sie mit ihren Normalisierungsplänen weit kommt. Die fehlende Lösung für die Zersplitterung des Euroraums ist ein Problem, und Italien bekommt das bereits zu spüren.  

Häufig sind Probleme, die alle Industrieländer betreffen, in Großbritannien besonders stark ausgeprägt. Die Entscheidung der Bank of England, letzte Woche die Zinsen zu erhöhen und zugleich für nächstes Jahr eine Schrumpfung des BIP zu prognostizieren, sollte anderen Zentralbanken eine Warnung sein. Die Fed, die kurz vor einer Anhebung ihres Leitzinses um 50 Basispunkte steht und weitere Erhöhungen in Aussicht stellt, spricht jetzt davon, eine „eher weiche Landung“ der US-Wirtschaft anzustreben. Dass sie die möglichst schnelle Neutralisierung der Geldpolitik schaffen kann, ohne die Konjunktur übermäßig zu belasten, bezweifelt die Fed, wenn überhaupt, bislang nur sehr zaghaft. Aber die nach den ISM Surveys nachlassenden Pläne, neue Mitarbeiter einzustellen, sollte man ernst nehmen.  Vom Arbeitsmarkt hängt viel ab.

Unterdessen scheinen immer mehr Mitglieder des EZB-Rates die Normalisierung ihrer Geldpolitik beschleunigen zu wollen. Wir haben eine kürzlich gehaltene Rede des französischen Zentralbankgouverneurs François Villeroy de Galhau genauer untersucht. Letzte Woche verwiesen wir auf die Möglichkeit, dass die EZB bereits im Juli erstmals die Zinsen anheben könnte, wenn die Konjunkturdaten in den nächsten zwei Monaten gut ausfallen. Das hielten und halten wir noch immer für nicht wahrscheinlich. Aber angesichts der zahlreichen neuen Äußerungen aus Zentralbankkreisen ist ein erster Zinsschritt im Juli jetzt dennoch unser Basisszenario.  Wir kehren die „Beweislast“ um. Statt davon auszugehen, dass die Zinsen nur nach starken Konjunkturdaten im Mai und Juni erhöht werden, glauben wir jetzt, dass die Daten abgrundtief schlecht sein müssten, damit die EZB von einer Erhöhung absieht. Aber auch, wenn wir unsere Prognose des Zeitpunkts für die erste Anhebung vorverlegt haben, erwarten wir für dieses Jahr nur zwei Zinsschritte, gefolgt von einer langen Pause, sobald der Einlagensatz wieder null beträgt. Wir glauben nicht, dass dem Euroraum in der zweiten Jahreshälfte ein wesentlich schlechteres Konjunkturumfeld erspart bleibt. Am Ende hat es die EZB in der Hand.

Wichtig ist aus unserer Sicht, dass es noch immer keine Lösung für die Risiken einer Zersplitterung des Euroraums gibt – weder seitens der Zentralbank noch in Form einer Vergemeinschaftung der Schulden, auf die sich die Politik einigen müsste. Die steigenden Staatsanleihenspreads und den Anstieg der absoluten Renditen in Italien betrachten wir mit Sorge. Im langfristigen Vergleich sind die 3,1% Rendite der italienischen Zehnjahresanleihen vielleicht nicht viel, aber die steigenden Finanzierungskosten des Staates könnten eine Reaktion auf eine weitere Abschwächung der Wirtschaft erschweren, vor allem, wenn die Großhandelspreise von Energie im Falle eines neuen Sanktionspakets der EU erneut steigen. 

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