Investment Institute
Die Sicht des Chefvolkswirts

Fallende Blätter im Sommerwind

  • 30 Oktober 2023 (5 Minuten Lesezeit)

Im Überblick:

  • Das enorme Wachstum des US-BIP im 3. Quartal rückt die Stabilität der US-Wirtschaft noch stärker ins Zentrum des Interesses.
  • Die EZB ist jetzt zurückhaltender, aber die Märkte könnten den geldpolitischen Vorsatz, die Zinsen „länger Zeit hoch“ belassen, ins Wanken bringen.

Das dank des privaten Konsums immense Wachstum im 3. Quartal zeigt einmal mehr, wie immun die US-Wirtschaft gegen die straffere Geldpolitik ist. Anfang des Jahres waren wir davon ausgegangen, dass den US-Verbrauchern die übermäßigen Ersparnisse ausgehen, und ihr Konsum nachlassen würde, wenn der Arbeitsmarkt ernsthaft schwächer würde.  Aber offenbar ermöglicht die Kombination aus dem noch immer stabilen Anstieg der neuen Stellen, dem hohen Zuwachs der Nominallöhne und der rückläufigen Inflation weiterhin einen mehr als ordentlichen Kaufkraftanstieg. Die Sparquoten sind aber erneut gefallen.  Dabei wurde besonders viel für langlebige Güter ausgegeben, die normalerweise recht zinssensitiv sind. Es scheint, als würden die US-Verbraucher weiter guten Mutes die straffe Geldpolitik ignorieren.  

Die robuste US-Wirtschaft wird vermutlich eines der häufigsten Themen sein, zu denen man Jerome Powell diese Woche befragen wird. In seinem Vortrag vor dem New York Economic Club, den wir letzte Woche erörtert haben, hat er klar gemacht, dass die Zinspause Bestand haben wird.  Die marktgetriebene Straffung der Finanzbedingungen wird den Offenmarktausschuss veranlassen, trotz der starken Realwirtschaft auf der Hut zu bleiben, und wir setzen darauf, dass der Employment Cost Index (ECI) für das 3. Quartal, der vor der geldpolitischen Sitzung veröffentlicht wird, einen allmählichen Rückgang der Löhne bestätigt.

Im Euroraum bietet sich ein völlig anderes Bild. Hier dürfte das BIP im vergangenen Sommer stagniert haben. Dies würde auch die Vorsicht der EZB auf ihrer Sitzung letzte Woche im Nachhinein rechtfertigen. Die Pressekonferenz brachte kaum neue Erkenntnisse. Interessant fanden wir aber, wie bereitwillig EZB-Rats einräumte, dass die bislang erfolgte Straffung bereits Auswirkungen auf die Inflationsdynamik hat. Die Bank Lending Survey bestätigt, dass die Transmission der Geldpolitik im Euroraum „deutlich spürbar“ ist – um die EZB direkt zu zitieren. Die Finanzlage der Unternehmen bietet einen Puffer, aber in einigen Kreisen der Währungsgemeinschaft ist bereits eine gewisse Unsicherheit zu erkennen. Allmählich greift der Gedanke um sich, dass die Zentralbank zu weit gegangen sein könnte. Grundsätzlich erwarten wir keine Zinssenkungen vor dem Ende des kommenden Frühjahrs. Aber da die Basiseffekte der Disinflation in den nächsten Monaten Vorschub geben werden, könnten die Märkte die EZB gehörig unter Druck setzen, ihre Geldpolitik schon deutlich früher zu lockern – wenn, und davon gehen wir aus, die Realwirtschaft noch schwächer wird.

Ähnliche Artikel

Die Sicht des Chefvolkswirts

Ganz Europa lockert

  • von Gilles Moëc
  • 13 Mai 2024 (10 Minuten Lesezeit)
Die Sicht des Chefvolkswirts

Draghi trifft den Zeitgeist

  • von Gilles Moëc
  • 26 Februar 2024 (7 Minuten Lesezeit)
Die Sicht des Chefvolkswirts

Zoom auf den Boom

  • von Gilles Moëc
  • 12 Februar 2024 (10 Minuten Lesezeit)

    Rechtliche Hinweise

    Anlagen enthalten Risiken, einschließlich dem des Kapitalverlustes. Die hier von AXA Investment Managers Deutschland GmbH bzw. mit ihr verbundenen Unternehmen („AXA IM DE“) bereitgestellten Informationen stellen weder ein Angebot zum Kauf bzw. Verkauf von Fondsanteilen noch ein Angebot zur Inanspruchnahme von Finanzdienstleistungen dar.

    Die Angaben in diesem Dokument sind keine Entscheidungshilfe oder Anlageempfehlung, (aufsichts-) rechtliche oder steuerliche Beratung durch AXA Investment Managers Deutschland GmbH bzw. mit ihr verbundenen Unternehmen („AXA IM DE“), sondern werden ausschließlich zu Informationszwecken zur Verfügung gestellt. Die vereinfachte Darstellung bietet keine vollständige Information und kann subjektiv sein.

    Dieses Dokument dient ausschließlich zu Informationszwecken des Empfängers. Eine Weitergabe an Dritte ist weder ganz noch teilweise gestattet. Wir weisen darauf hin, dass diese Mitteilung nicht den Anforderungen der jeweils anwendbaren Richtlinie 2004/39/EG bzw. 2014/65/EU (MiFID/ MiFID II) und der zu diesen ergangenen Richtlinien und Verordnungen entspricht. Das Dokument ist damit für jegliche Form des Vertriebs, der Beratung oder der Finanzdienstleistung nicht geeignet.

    Die in diesem Dokument von AXA IM DE zur Verfügung gestellten Informationen, Daten, Zahlen, Meinungen, Aussagen, Analysen, Prognose- und Simulationsdarstellungen, Konzepte sowie sonstigen Angaben beruhen auf unserem Sach- und Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Erstellung. Die genannten Angaben können jederzeit ohne Hinweis geändert werden und können infolge vereinfachter Darstellungen subjektiv sein. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen wird nicht übernommen. Soweit die in diesem Dokument enthaltenen Daten von Dritten stammen, übernehmen AXA IM DE für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität und Angemessenheit dieser Daten keine Gewähr, auch wenn nur solche Daten verwendet werden, die als zuverlässig erachtet werden.

    Wertentwicklungsergebnisse der Vergangenheit bieten keine Gewähr und sind kein Indikator für die Zukunft. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds können steigen und fallen und werden nicht garantiert.

    Informationen über Mitarbeiter von AXA Investment Managers dienen lediglich Informationszwecken und sind stichtagsbezogen. Ein Weiterbeschäftigungsverhältnis mit diesen Mitarbeitern wird nicht garantiert.