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Die Sicht des Chefvolkswirts

Leben auf dem Höhepunkt

  • 18 September 2023 (7 Minuten Lesezeit)

  • Wir gehen davon aus, dass die Bank of England (BoE) ihren Leitzins noch einmal erhöht und dann, ebenso wie die Federal Reserve (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB), den Höhepunkt erreicht haben wird.
  • Längere Zeit hohe Zinsen (quasi wie der Tafelberg) schaden der Wirtschaft zwar weniger als ein starker Rückgang nach einem starken Anstieg (wie das Matterhorn), aber frei von Risiken ist diese Strategie auch nicht. Die Rhetorik der Zentralbanken dürfte aber aus unserer Sicht in den kommenden Monaten straff bleiben.

Nach einer gut vorbereiteten Zinsanhebung in der letzten Woche, begleitet von einer eher milden Rhetorik, hat die EZB jetzt, ebenso wie die Fed, vermutlich ihren Maximalzins erreicht. Wir gehen davon aus, dass sich die BoE diese Woche für eine letzte Anhebung um 25 Basispunkte entscheidet und dann ebenfalls eine Pause einlegt.

Allerdings haben alle drei Zentralbanken klargemacht, dass sie jederzeit bereit sind, ihre Zinsen weiter zu erhöhen, wenn die Daten dies erfordern. Selbst in den USA, wo die Kerninflation bereits stärker zurückgegangen ist, kann die Fed die leichten, aber dennoch beunruhigenden Anzeichen für einen nach wie vor hohen Preisdruck nicht ignorieren. Die Zinsen werden diese Woche zwar nicht erhöht werden, aber Jerome Powell wird mit einer straffen Rhetorik an die Öffentlichkeit treten müssen. Wir gehen davon aus, dass der Offenmarktausschuss in seinen Dot Plots für dieses Jahr noch eine weitere Zinsanhebung ins Auge fasst, auch wenn es angesichts unserer Erwartung eines recht mittelmäßigen US-Wachstums zum Jahresende nicht dazu kommen muss. Möglich sind auch einige interessante Verschiebungen der Einschätzung des „langfristigen“ Leitzinses durch den Offenmarktausschuss. Dies alles würde dazu führen, dass die Marktteilnehmer noch längere Zeit an ihren Prognosen der letzten Wochen festhalten. Sie rechneten für 2024 mit weniger Zinssenkungen. Ihre Einschätzung der EZB-Politik bis zum Ende des nächsten Jahres hat sich nicht verändert, und wir halten die 50% Wahrscheinlichkeit einer ersten Zinssenkung bereits im März 2024 für recht gewagt. Unserer Ansicht nach wird es frühestens im Juni 2024 dazu kommen, und auch das mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit als 100%.   

Grundsätzlich dürfte der Ansatz, die Zinsen „lange hoch genug“ zu halten, der Wirtschaft weniger schaden als weiterhin regelmäßige Anhebungen, denen vermutlich „Not-Senkungen“ folgen müssten (also eher ein Tafelberg als ein Matterhorn, um das treffende Bild von Huw Pill zu verwenden), aber leider ist es schwierig, in Echtzeit zu erkennen, ob eine Zentralbank nicht vielleicht schon zu weit gegangen ist.  Angesichts der aktuellen Lage der beiden Volkswirtschaften erscheint uns dieses Risiko im Euroraum höher als in den USA.

Am anderen Ende des geldpolitischen Spektrums, in Japan, erwarten wir eine Fortsetzung des sehr speziellen Wegs der Bank of Japan: keine Veränderung der Geldpolitik und der Prognosen diese Woche.   

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