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Die Sicht des Chefvolkswirts

„Preis-Lohn-Spirale“

  • 16 Januar 2023 (5 Minuten Lesezeit)

  • Mehr Disinflation in den USA sorgt für eine stabile Kaufkraft.
  • Für die Februarsitzung des Offenmarktausschusses scheint eine Erhöhung um 25 Basispunkte abgemacht. Wichtiger ist aber die Entscheidung im März.
  • Da der Arbeitsmarkt seinen Höhenflug beenden muss, damit die Inflation nachhaltig zurückgeht, scheint man sich nicht mehr so ganz einig darüber zu sein, dass die Inflationsbekämpfung weiterhin das oberste Ziel sein muss.

In den letzten Wochen hat man in den Berichten von Marktbeobachtern immer wieder von „Goldilocks“ gelesen. Allmählich zeichnet sich eine Disinflation ab, ohne dass die Realwirtschaft nennenswert schwächer wird, zumindest im Moment. Und tatsächlich bestätigten die Dezemberzahlen die Signale aus dem November. Die US-Inflation geht zurück. Wenn man die Mieten ausklammert, um sich nicht von ihrer naturgemäßen Hartnäckigkeit irreführen zu lassen, sinkt die Kerninflation sogar sehr schnell. Aber man muss unbedingt vorsichtig bleiben. Man könnte die aktuelle Inflationsentwicklung auch als eine ruhige Übergangsphase interpretieren, bei der die alten angebotsgetriebenen Kräfte nachlassen und neue nachfragebedingte Faktoren das Steuer übernehmen, unterstützt von einem noch immer starken Arbeitsmarkt, der seinen Höhepunkt noch nicht erreicht hat.

Derzeit lässt die Teuerung nach, während zugleich die Löhne stark steigen. Aufs Jahr gerechnet sind die realen US-Wochenlöhne in den letzten drei Monaten nicht mehr gefallen. Wir halten eine Preis-Lohn-Spirale für möglich, bei der die Löhne an das Preisniveau angepasst werden und die Inflation weiter in die Höhe treiben.  In diesem Fall wäre es wohl sogar eher ein Wettrennen zwischen Preisen und Löhnen … Durch die stabile Kaufkraft könnte sich das Nachlassen des Konsums und der Wirtschaftsaktivität verzögern, das aber notwendig wäre, um sicher zu sein, dass der Arbeitsmarkt schwächer wird und es zu einer nachhaltigen Disinflation kommen kann. 

Jedenfalls ließ die Rhetorik der Fed letzte Woche kaum Zweifel daran, dass der Offenmarktausschuss auf seiner nächsten Sitzung am 1. Februar das Tempo der Zinserhöhungen nochmals verlangsamen wird. Eine Anhebung um nur 25 Basispunkte scheint ausgemacht. Wirklich spannend ist deshalb die Märzsitzung, weil sie mit einem klaren verbalen Kurswechsel der Fed einhergehen müsste, damit sich die aktuellen Markterwartungen eines Endzinses unter 5% bestätigen. Wir halten dies nach wie vor für zu früh. Aus unserer Sicht werden die Zentralbanken erst dann eine Wende ihrer Politik einleiten können, wenn die Gesamtnachfrage deutlich zurückgeht und sich der Arbeitsmarkt abkühlt, und das dürfte bis Ende des 1. Quartals kaum geschehen. Dann wird es für sie richtig schwierig. Einige empirische Untersuchungen haben ergeben, dass sich die augenscheinlich nach wie vor gute Lage der Haushalte eher durch steigende Arbeitslosigkeit als durch höhere Preise verschlechtert.  Die Einigkeit darüber, dass die Fed mit ihrem Kampf gegen die Inflation trotz der möglichen Folgen für die Wirtschaft das Richtige tut, dürfte nicht mehr lange Bestand haben.

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