Investment Institute
Jahresausblick

Ausblick für Großbritannien: Schwierige Fahrwasser

  • 01 Dezember 2022 (7 Minuten Lesezeit)

Im Überblick

  • Großbritannien dürfte noch dieses Jahr in die Rezession fallen. Insgesamt wird das BIP 2022 um 4,3% steigen, 2023 um 0,7% schrumpfen und 2024 wieder um 0,8% steigen.
  • Die Inflation dürfte 2023 allmählich fallen und sich 2024 dem 2%-Ziel der Bank of England nähern.
  • Die Leitzinsen werden mit 4,25% im 1. Quartal 2023 voraussichtlich ihr Maximum erreichen. Wir glauben, dass die Bank of England im 4. Quartal 2023 und im Jahr 2024 die Zinsen senkt, bis auf 3% zum Jahresende.
  • Die politischen Entwicklungen bleiben wichtig. Vor allem die Verhandlungen zum Nordirlandprotokoll bleiben ein Risikofaktor.

Erst Rezession, dann schwache Erholung

Seit Monaten sind die britischen Wirtschaftszahlen alarmierend. Der jüngste Rückgang des BIP im 3. Quartal, auch wegen des zusätzlichen Feiertags, dürfte den Beginn der Rezession markieren. Maßgeblich sind der fallende Konsum sowie der Rückgang der Unternehmens- und Wohnungsbauinvestitionen. Wir rechnen damit, dass die Rezession etwa vier Quartale dauert und die Wirtschaft in dieser Zeit um 1% schrumpft. Danach erwarten wir einen Inflationsrückgang. Der Druck auf die Realeinkommen dürfte nachlassen, und der Konsum wird sich voraussichtlich schwach erholen. Der Abschwung zeigt sich deutlich bei einem Vergleich des BIP-Niveaus (Abbildung 8). Die Wirtschaftsleistung bleibt etwa so hoch wie vor der Pandemie. Für 2022 rechnen wir mit 4,3% Wachstum, für 2023 mit einem BIP-Rückgang um 0,7% und für 2024 mit 0,8% Wachstum. Die Konsenserwartungen betragen +4,2%, ‑0,5% und +0,8%.

Die Arbeitskräftenachfrage scheint jetzt auch zu fallen, da sie der Konjunktur mit einer gewissen Verzögerung folgt. Wegen des ebenfalls abnehmenden Arbeitskräfteangebots blieb die Arbeitslosenquote aber niedrig, sodass noch immer Personalmangel herrscht. Wir erwarten für 2023 und 2024 einen allmählichen Anstieg der Arbeitslosigkeit auf etwa 5% Ende 2024. Die Arbeitslosenquote dürfte 2022 im Schnitt 3,6% betragen, gefolgt von 4,5% im Jahr 2023 und 4,9% im Jahr 2024.

Nachlassende Folgen des Energiepreisanstiegs und straffere Fiskalpolitik

Die Inflation ist stark gestiegen und beträgt jetzt 11,1%. Wir rechnen mit einem leichten Rückgang, wobei steigende Lebensmittelpreise bis ins Jahr 2023 hinein für eine zweistellige Teuerung sorgen dürften. Die Entscheidung der Regierung, den Energiepreisdeckel über März 2023 hinaus zu verlängern, dürfte die Inflation 2023 dämpfen. Für 2022 rechnen wir mit einer durchschnittlichen Verbraucherpreisinflation von 9,1%, gefolgt von 7,6% im Jahr 2023 und 2,8% im Jahr 2024. Die Konsensprognosen betragen 9%, 6,3% und 2,5%.

Kein Nachholbedarf mehr
Quellen: ONS und AXA IM Research, 25. November 2022

Die Regierung plant in den nächsten sechs Jahren eine drastische Haushaltskonsolidierung mit einem Nettovolumen von 62 Milliarden Pfund, und das trotz Energiepreisdeckel und Rezession. Das Defizit wird durch Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen um 55 Milliarden Pfund gesenkt. Der Energiepreisdeckel und andere Hilfen für die privaten Haushalte sorgen dieses Jahr aber für einen positiven Fiskalimpuls, anders als die geplante Straffung im März. Nächstes Jahr wird die Fiskalpolitik aber nicht so stark gestrafft. Der Großteil der Kürzungen findet in den Jahren 2024 und 2025 und später statt.

Bank of England erhöht als Erste – und senkt als Erste

Die Bank of England hat ihren Leitzins um 300 Basispunkte erhöht, doch scheint jetzt ein Ende absehbar. Für Dezember und Februar rechnen wir mit weiteren Zinserhöhungen um 50 Basispunkte, und für März erwarten wir 25 Basispunkte auf dann 4,25%. Da die Output­lücke immer größer wird und die Inflation am Ende des Prognosezeitraums wohl unter den Zielwert fällt, dürfte die Bank of England ihre Geldpolitik dann lockern. Vom 4. Quartal 2023 bis zum 4. Quartal 2024 dürfte sie die Leitzinsen jedes Quartal um 25 Basispunkte auf am Ende 3% senken. Der genaue Zeitplan dürfte von der Arbeitsmarktentwicklung abhängen.

Countdown zu den Unterhauswahlen 2024

Die Europäische Union und Großbritannien verhandeln wieder über das Nordirlandprotokoll, da die Regierung eine erneute Wahl in Nordirland verhindern möchte. Die zweiten Wahlen zum nordirischen Parlament erwarten wir dennoch für spätestens April, da die Regierung das derzeitige Patt kaum auflösen kann. Außerdem stehen im Mai 2023 Kommunalwahlen an, und spätestens 2024 wird das Unterhaus neu gewählt. Nach den derzeitigen Umfragen dürfte Labour gewinnen. Anders als bei früheren Wahlen sind aber beide Parteien gezwungen, sich zu mäßigen – und sie müssen auch wieder eine orthodoxere Wirtschaftspolitik vertreten. Von allen Unterhauswahlen der letzten zehn Jahre dürften die nächsten Wahlen daher den geringsten Schaden für die Wirtschaft anrichten.

Unsere Ansichten für 2023

Lesen Sie unseren vollständigen Ausblick und erfahren Sie mehr über die Ansichten unserer Experten.

Kompletter Ausblick 2023 (EN)
Ausblick herunterladen (EN) (1.42 MB)
Vollständigen Bericht lesen (EN)
Bericht herunterladen (EN) (1.76 MB)
Investment Institute

2023 Outlook

Unsere Experten teilen ihre Ansichten für das kommende Jahr.

Mehr erfahren

    Rechtliche Hinweise

    Anlagen enthalten Risiken, einschließlich dem des Kapitalverlustes. Die hier von AXA Investment Managers Deutschland GmbH bzw. mit ihr verbundenen Unternehmen („AXA IM DE“) bereitgestellten Informationen stellen weder ein Angebot zum Kauf bzw. Verkauf von Fondsanteilen noch ein Angebot zur Inanspruchnahme von Finanzdienstleistungen dar.

    Die Angaben in diesem Dokument sind keine Entscheidungshilfe oder Anlageempfehlung, (aufsichts-) rechtliche oder steuerliche Beratung durch AXA Investment Managers Deutschland GmbH bzw. mit ihr verbundenen Unternehmen („AXA IM DE“), sondern werden ausschließlich zu Informationszwecken zur Verfügung gestellt. Die vereinfachte Darstellung bietet keine vollständige Information und kann subjektiv sein.

    Dieses Dokument dient ausschließlich zu Informationszwecken des Empfängers. Eine Weitergabe an Dritte ist weder ganz noch teilweise gestattet. Wir weisen darauf hin, dass diese Mitteilung nicht den Anforderungen der jeweils anwendbaren Richtlinie 2004/39/EG bzw. 2014/65/EU (MiFID/ MiFID II) und der zu diesen ergangenen Richtlinien und Verordnungen entspricht. Das Dokument ist damit für jegliche Form des Vertriebs, der Beratung oder der Finanzdienstleistung nicht geeignet.

    Die in diesem Dokument von AXA IM DE zur Verfügung gestellten Informationen, Daten, Zahlen, Meinungen, Aussagen, Analysen, Prognose- und Simulationsdarstellungen, Konzepte sowie sonstigen Angaben beruhen auf unserem Sach- und Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Erstellung. Die genannten Angaben können jederzeit ohne Hinweis geändert werden und können infolge vereinfachter Darstellungen subjektiv sein. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen wird nicht übernommen. Soweit die in diesem Dokument enthaltenen Daten von Dritten stammen, übernehmen AXA IM DE für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität und Angemessenheit dieser Daten keine Gewähr, auch wenn nur solche Daten verwendet werden, die als zuverlässig erachtet werden.

    Wertentwicklungsergebnisse der Vergangenheit bieten keine Gewähr und sind kein Indikator für die Zukunft. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds können steigen und fallen und werden nicht garantiert.

    Informationen über Mitarbeiter von AXA Investment Managers dienen lediglich Informationszwecken und sind stichtagsbezogen. Ein Weiterbeschäftigungsverhältnis mit diesen Mitarbeitern wird nicht garantiert.