Makroökonomischer Ausblick: Überraschend widerstandsfähig
Die Weltwirtschaft hat sich im Jahr 2025 als überraschend widerstandsfähig erwiesen. Unmittelbar nach dem Tag der Befreiung prognostizierte der IWF ein Wachstum der Weltwirtschaft von 2,8 % im Jahr 2025. Nun erwartet er für dieses Jahr ein globales Wachstum von 3,2 %.1
Der Einkaufsmanagerindex (PMI), ein wichtiger Indikator für die Konjunktur, auf den sich der Markt üblicherweise stützt, um die aktuelle Konjunkturlage einzuschätzen, deutet auf eine Erholung hin, die im Frühsommer begann und sich über einen plausiblen, nur vorübergehenden Anstieg hinaus fortsetzte, der durch die Vorverlagerung von Produktion und Handel aufgrund von Zöllen verursacht worden sein könnte. Somit blicken die Märkte mit deutlich positiveren Wachstumsaussichten in das Jahr 2026 als noch Anfang April.
Die Wirtschaft der Eurozone dürfte sich 2026 beschleunigen. Der Gegenwind für das Wachstum aufgrund der gestiegenen Unsicherheit in der Handelspolitik dürfte nachlassen. Unternehmen haben ihre Investitionen im Frühjahr wahrscheinlich zurückgestellt, doch mit der nun größeren Klarheit über die künftigen Handelsabkommen dürften sie sich erholen. Gleichzeitig dürfte die Fiskalpolitik einen neuen Rückenwind für das Wachstum bringen.
Die strukturelle Neuausrichtung der deutschen Fiskalpolitik ist die wichtigste makroökonomische Nachricht in Europa in diesem Jahr. Die erhöhten Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung dürften sich im nächsten Jahr in einer höheren Wirtschaftsaktivität niederschlagen und die deutsche Wirtschaft sowie in gewissem Maße auch die übrige Eurozone ankurbeln. Die fiskalpolitische Neuausrichtung umfasst auch weitere Maßnahmen, wie beispielsweise einen dauerhaft niedrigeren Mehrwertsteuersatz für Restaurantrechnungen und Subventionen für Energiekosten, die sich möglicherweise unmittelbarer auf die Konsumausgaben auswirken.
Was die Preise angeht, sehen wir in den nächsten Jahren Spielraum für eine weitere Disinflation, wobei zunehmende globale Handelskonflikte eine bedeutende Rolle spielen könnten. Der Export billiger chinesischer Waren auf die europäischen Märkte könnte einen neuen disinflationären Impuls darstellen, der unserer Ansicht nach vom allgemeinen Konsens weitgehend ignoriert wurde. Wir erwarten, dass die Inflation 2027 unter das Zielniveau sinkt, was die Europäische Zentralbank zu weiteren Zinssenkungen bis Ende 2026 veranlassen wird – mehr als derzeit in den Marktpreisen eingepreist ist.
| “Es ist zu erwarten, dass die Fed die US-Zinsen in den nächsten Jahren stärker senken wird, als der Markt derzeit annimmt” |
- {https://www.imf.org/en/blogs/articles/2025/10/14/global-economic-outlook-shows-modest-change-amid-policy-shifts-and-complex-forces;IMF – Global Economic Outlook Shows Modest Change Amid Policy Shifts and Complex Forces}
Die Politikagenda von US-Präsident Donald Trump prägt die makroökonomischen Aussichten der USA. Über die quantitativen Auswirkungen der einzelnen Maßnahmen lässt sich zwar diskutieren, doch die Richtung ist unserer Ansicht nach klar. Erhöhte Zölle, eine lockerere Fiskalpolitik und eine restriktivere Einwanderungspolitik dürften den Inflationsdruck in der Wirtschaft erhöhen, auch wenn die Nettoauswirkungen auf die Wirtschaftsaktivität weniger eindeutig sind. Die US-Notenbank (Fed) spricht derzeit von einem einmaligen Anstieg des Preisniveaus (früher als vorübergehende Inflation bekannt), wir gehen jedoch davon aus, dass die Inflation in den nächsten Jahren dauerhaft über dem Zielwert liegen wird.
Noch wichtiger ist jedoch, dass wir davon ausgehen, dass sich die Reaktionsfunktion der Fed weiterentwickelt. Wir erwarten, dass die Fed künftig den Entwicklungen am Arbeitsmarkt mehr Gewicht beimessen und den Inflationsdaten entsprechend weniger Bedeutung beimessen wird. Unserer Ansicht nach wird diese Verschiebung die Fed dazu veranlassen, die Zinsen in den nächsten Jahren etwas stärker zu senken, als der Markt derzeit erwartet – und das vor dem Hintergrund bereits historisch günstiger Finanzbedingungen.
Wir erwarten, dass sich Chinas Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren verlangsamen und bis Ende 2027 unter 4 % fallen wird, selbst mit zusätzlichen politischen Konjunkturmaßnahmen. Wir gehen nicht von einem umfassenden Maßnahmenpaket der Behörden aus, sondern rechnen mit einer vorgezogenen Erhöhung der Anleiheemissionsquoten, weiteren Leitzinssenkungen – 10 Basispunkte pro Quartal vom vierten Quartal 2025 bis zum zweiten Quartal 2026 – und zusätzlicher gezielter Unterstützung für strategische Sektoren.
Tatsächlich kann China nicht allein auf Nettoexporte und Immobilieninvestitionen setzen, um das für Präsident Xi Jinpings Ziel einer Verdopplung des Pro-Kopf-BIP zwischen 2020 und 2035 erforderliche Wachstum aufrechtzuerhalten. Wir teilen nicht die Zuversicht der meisten China-Experten, dass der Konsum die Lücke schließen wird. Vielmehr gehen wir davon aus, dass die Regierung weiterhin auf eine investitionsintensive Wachstumsstrategie setzen wird, die sich auf die „neuen Produktivkräfte“, namentlich fortschrittliche Fertigung und Technologie, konzentriert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Aussichten für 2026 regional unterschiedlich sind. In Europa, wo die Krise überstanden ist, dürfte die Wirtschaft wieder an Dynamik gewinnen. In den USA herrscht hingegen große Unsicherheit darüber, wie die Fed unter neuer Führung mit den wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen umgehen wird. Und in China wird der Fokus weiterhin auf den mittelfristigen Wachstumsaussichten und dem Ausmaß einer möglichen Abkehr vom investitionsgetriebenen Wachstum liegen.
| “Es ist zu erwarten, dass Europa wieder an Dynamik gewinnt, die USA mit Unsicherheit konfrontiert sein werden und China sich auf mittelfristiges Wachstum konzentrieren wird” |
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