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Markterholung: Die Jahresanfangsrallye macht Hoffnung auf mehr

  • 10 Februar 2023 (7 Minuten Lesezeit)

Im Überblick:

  • Wegen der besseren Marktstimmung haben sich Aktien und Sektoren stark erholt, die 2022 meist hinten lagen.
  • Aktien mit niedriger Volatilität blieben aber hinter dem Markt zurück.
  • Auf Kursrallyes dieser Art folgte meist eine Erholung auf breiter Front.

Nach dem sehr schwierigen Jahr 2022 scheinen sich die Märkte Anfang 2023 wieder stabilisiert zu haben. Wichtige Anleihen- und Aktienindizes liegen seit Jahresbeginn im Plus. Der britische Blue-Chip-Index, der FTSE 100, hat sogar einen neuen Höchststand erreicht.1

Investoren konnten also etwas durchatmen. Auffällig war allerdings die überraschend andere relative Entwicklung einiger beliebter Anlagestile, vor allem in den letzten 30 Tagen.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass die meist defensiven niedrigvolatilen Aktien bei einer starken Erholung hinter dem Markt zurückbleiben. Zuletzt schien uns der Minderertrag aber außergewöhnlich groß. So lag der MSCI Global Minimum Volatility Index (der Aktien mit niedrigem Beta enthält) in den letzten 30 Tagen um über 7 Prozentpunkte hinter internationalen Aktien.2

Wie die folgende Abbildung zeigt, sind derart hohe Mindererträge sehr ungewöhnlich und daher umso bemerkenswerter. Ähnlich war es aber während der Erholung nach dem Platzen der Dotcom-Blase in den frühen 2000ern oder während der Kursrallye nach der internationalen Finanzkrise, im Anschluss an das Markttief vom März 2009. Auch im November 2020, als Pfizer über die erfolgreiche Entwicklung eines COVID-19-Impfstoffs berichtete, erlebten wir eine solche Entwicklung.

Relativer 30-Tages-Ertrag des MSCI World Minimum Volatility Index ggü. dem Markt (Prozentpunkte)

Image

Quellen: AXA IM EQI, MSCI, Refinitiv Datastream, Stand 8. Februar 2023

Aktien mit hohem Momentum, die 2022 vor dem Markt lagen, waren in den letzten 30 Tagen ebenfalls schwach. Weil Momentum-Aktien dem Markttrend folgen, wurde ihre Korrelation mit niedrigvolatilen Aktien letztes Jahr zunehmend enger.

Niedrigvolatile Aktien und Momentum-Aktien liegen aber nicht immer gleichzeitig hinten. Und dass beide gleichzeitig wirklich viel verlieren, ist noch sehr viel seltener.

Was sind die Gründe, und was kommt jetzt?

Anders als während der Erholung nach der internationalen Finanzkrise oder bei der Entdeckung des Corona-Impfstoffs lassen sich keine so klaren Gründe für die aktuelle Rallye und die hohen Minder­erträge der beiden Faktoren ausmachen. Geändert hat sich zu Beginn dieses Jahres die Marktstimmung. Sie hat sich nach dem Neustart der chinesischen Wirtschaft, dem Rückgang der Inflation und zuletzt wegen der geringeren Rezessionswahrscheinlichkeit in den USA und Europa deutlich gebessert. All das führte zu einer ausgeprägten Erleichterungsrallye bei jenen Aktien, Sektoren und Stilen (d.h. Faktoren), die letztes Jahr meist hinten lagen.

Mindererträge von Titeln mit niedrigem Beta bei ausgeprägten Mehrerträgen von Titeln mit hohem Beta waren meist ein positives Signal. Die folgende Tabelle zeigt die 130- und 260-Tages-Erträge des MSCI World Index im Anschluss an Marktphasen, in denen der MSCI Minimum Volatility Index ähnlich schwach war wie seit Jahresbeginn.

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Quellen: AXA IM EQI, MSCI, Refinitiv Datastream, Stand 8. Februar 2023

Natürlich gibt es Ausnahmen, die man nicht aus dem Blick verlieren sollte. Als sich der Markt 2001 recht stark von den Verlusten nach dem Platzen der Technologieblase erholte, erwies sich das als trügerisch. Weitere Verluste folgten. Auffällig ist auch, dass zurzeit vor allem Titel mit geringer Qualität vorn liegen. Eine genauere Analyse zeigt aber, dass es letztlich Titel mit niedriger Qualität und zusätzlich einem hohen Beta sind.

Nach unseren Erfahrungen ist es nicht ungewöhnlich, dass solche Aktien am stärksten von einer Erleichterungsrallye profitieren. Aber solche Rallyes, so stark sie auch sein mögen, waren meist von kurzer Dauer. Außerdem haben niedrige Qualität und hohe Betas nur selten einen langfristigen Aufschwung getragen.

Nicht vergessen sollte man auch, dass die reine Analyse der Vergangenheitsperformance Konjunktur- und Bewertungsunterschiede außer Acht lassen kann. Für eine Prognose der künftigen Erträge reicht sie daher nicht aus. Doch nach Verlusten wie letztes Jahr freuen wir uns über jeden Hoffnungsschimmer.

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