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ESG-Ratings sind gut, Kontrolle ist besser – aber warum?

  • 26 Januar 2022 (5 Minuten Lesezeit)

Noch nie wurde die ESG-Performance (Umwelt, Soziales und Governance) von Unternehmen so genau geprüft wie heute. Angesichts des enormen Schadens, den Unzulänglichkeiten bei wichtigen Themen einer Marke zufügen können, der behördlichen Konsequenzen eines schwachen Umgangs mit ESG-Themen und der hohen Mittelzuflüsse in nachhaltige Fonds können es sich Unternehmen einfach nicht leisten, ESG-Überlegungen zu ignorieren.

Viele von ihnen binden schon seit Langem ESG-Themen in ihr Geschäftsmodell ein, auch wenn sie bislang noch nicht so explizit und ausführlich über Maßnahmen, Prozesse und Arbeitsstandards berichten, wie es heute erwartet wird. Einige Geschäftsleitungsvertreter haben uns sogar erzählt, dass sie absichtlich nicht zu viele Einzelheiten ihrer Projekte preisgeben, weil sie fürchten, dadurch Wettbewerbsvorteile zu verlieren oder weil ihre Kunden Verschwiegenheit gefordert haben.

Aufgrund der wachsenden Macht der ESG-Ratingagenturen, von deren Urteil es abhängt, ob ein Unternehmen in puncto ESG als Vorbild oder Nachzügler betrachtet wird, ist die Bedeutung der Berichterstattung über ESG-Prozesse und -Ergebnisse gestiegen. Von einer guten Umsetzung von ESG-Standards können alle Interessengruppen profitieren. Aber leider ist nicht immer klar, welche Informationen ein Unternehmen veröffentlichen muss, und auch das Scoring-System lässt noch immer viele Wünsche offen.

Die wachsende Bedeutung von Ratings

So wie eine Kreditratingagentur die Finanzberichte von Unternehmen prüft, so nutzen ESG-Ratingagenturen einschlägige Unternehmensinformationen, um einen ESG-Score zu erteilen.

Es gibt zahlreiche ESG-Daten, deren Veröffentlichung von Unternehmen zunehmend erwartet wird – häufig über 100. Aber es gibt keine klaren Regeln, sondern sowohl qualitative als auch quantitative Informationen. Und weil es auch keinen standardisierten Fragebogen gibt, ist es für Unternehmen ein Leichtes, wichtige Dinge unter den Tisch fallen zu lassen.

Am Ende des ESG-Ratingprozesses stehen drei Scores für die wichtigsten Oberthemen: Umwelt, Soziales und Governance. Sie werden in der Regel zu einem Rating zusammengefasst. Ein Rating für alles. Dies wird allmählich zu einem Problem für Fonds oder Investoren, die nur in Unternehmen mit einem bestimmten Mindestrating investieren dürfen. Unvollständige Daten, falsche Zahlen oder das Weglassen von Informationen können am Ende zu einem schwachen ESG-Rating führen. Die Gefahr ist aber, dass ein Unternehmen nicht für eine schwache ESG-Performance, sondern für eine schwache Berichterstattung bestraft wird.

BP und Shell veröffentlichen jährlich Nachhaltigkeitsberichte mit jeweils über 100 Seiten, für deren Produktion enorme Datenmengen gebraucht und Arbeitszeit aufgewendet werden. Kleinere Unternehmen mit weniger Ressourcen, die nicht das Geld haben, eine Armee von ESG-Spezialisten zu beschäftigen, um Nachhaltigkeitsdaten zu erheben, zu verarbeiten und zu veröffentlichen, geraten schnell ins Hintertreffen, wenn immer mehr Daten gefordert werden. Und es ist auch wenig sinnvoll, kleine Unternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitern, die alle unter einem Dach arbeiten, aufzufordern, teure Mitarbeiter-Engagementumfragen in Auftrag zu geben.

Eine unerwünschte Folge der Forderung nach immer mehr ESG-Daten könnte sein, dass die meisten Nachhaltigkeitsinvestments größeren, besser ausgestatteten Unternehmen zufließen. Dann hätten kleinere Unternehmen es schwer, Investoren zu gewinnen, und am Ende würden ihre Kapitalkosten steigen.

Gesunder Menschenverstand ist gefragt

Eine weitere mögliche Fehlerquelle beim Scoring und Ranking der ESG-Performance von Unternehmen ist die Interpretation der Daten: Was genau sagt der ESG-Score aus? Zurzeit sind die beiden wichtigsten Themen vermutlich CO2-Emissionen und Wasserverbrauch. In vielen Teilen der Welt wird Wasser immer knapper, und die Unternehmen versuchen, es möglichst effizient zu gewinnen und zu nutzen. Aber für die Berechnung der Wasserintensität gibt es viele Formeln.

Eine weitverbreitete Kennzahl ist der Wasserverbrauch je Umsatzeinheit. Je mehr Wasser ein Unternehmen je Umsatzeinheit benötigt, desto höher ist seine Wasserintensität. Unternehmen werden häufig nach ihrer Wasserintensität geordnet. Je höher sie ist, desto weiter unten stehen sie in der Rangliste. Ist das gerecht? Nicht unbedingt.

Die Unternehmen mit den wasserintensivsten Positionen sind oft die, die Wasser aufbereiten und das dadurch entstehende Trinkwasser verkaufen – wie zum Beispiel Severn Trent, die täglich 4,3 Millionen Kunden mit 2 Milliarden Litern Wasser versorgen1 . Im Durchschnitt bezahlen Haushalte dafür nur 1 Pfund Sterling am Tag. Dafür sorgt eine strenge Regulierung. Severn Trent hat also eine hohe Wasserintensität, die aber gut für die Umwelt ist.

Die CO2-Intensität eines Unternehmens wird oft ähnlich berechnet wie die Wasserintensität, nämlich als Verhältnis aus der Menge der emittierten Treibhausgase und dem Umsatz. Das heißt, wenn ein Unternehmen seine Preise um 10% anhebt und dieser Preis Bestand hat, geht seine CO2-Intensität um 9% zurück. Dennoch emittiert es die gleiche Menge an Treibhausgasen wie vor der Preiserhöhung.

Ein besserer Weg wäre, die Absolutwerte von Wasserverbrauch oder Treibhausgasemissionen eines Unternehmens festzuhalten und deren Rückgang im Zeitablauf zu betrachten. Gut wäre auch der Vergleich von Wasserverbrauch und CO2-Emission mit Wettbewerbern oder vorbildlichen Standards. Dann würden weniger effiziente Unternehmen abgestraft. Bei einer Messung relativ zum Umsatz ist das nicht der Fall.

Diese Beispiele zeigen, dass sich Geschäftsleitungen und Investoren durch die ESG-Ratings zwar mehr Gedanken über ESG-Themen machen, es aber manchmal wenig sinnvoll ist, sich ausschließlich auf diese Ratings zu verlassen. Ebenso wie Kauf- und Verkaufsempfehlungen oder Kreditratings müssen sie immer mit sorgfältigen Analysen einhergehen. Erst dann sollte man eine Investmententscheidung treffen.

Die gute Nachricht ist, dass die immer genauere Prüfung der ESG-Performance messbare Vorteile hat. Insbesondere werden börsennotierte Unternehmen immer nachhaltiger. Unternehmen, die ihre CO2-Emissionen messen und Maßnahmen treffen, um sie zu senken, verkleinern nach und nach ihren Umweltfußabdruck. Und das ist zweifellos eine gute Nachricht.

Assetmanager spielen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung künftiger ESG-Richtlinien. Deshalb müssen wir darauf achten, dass unsere Analysen und Methoden leisten, was sie sollen.

Wie bei Cashflows und Bilanzen müssen Investoren ESG-Scores genau analysieren, statt sie zu nehmen, wie sie sind. Das ESG-Rating eines Unternehmens, sei es nun gut oder schlecht, sollte der Anfang sein, gefolgt von eingehenden Analysen, falls nötig bis hin zum Engagement mit der Geschäftsleitung.

Alle genannten Aktien dienen nur zur Illustration und dürfen nicht als Beratung oder Empfehlung einer Anlagestrategie verstanden werden. Quelle aller Unternehmensinformationen: Unternehmenswebsites, Stand Dezember 2021.

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