Investment Institute
Die Sicht des Chefvolkswirts

Die Stunde der Wahrheit schlägt schon früher

  • 18 Juli 2022 (7 Minuten Lesezeit)

  • Für das EZB-Antifragmentierungsprogramm brechen schwere Zeiten an, weil die Krise in Italien wichtige Instrumente auf die Probe stellen könnte.
  • In den USA hat der Markt schon die Zeit nach den Zinserhöhungen im Blick.

Am Donnerstag wird es die EZB nicht leicht haben. Die Zinsentscheidung selbst – 25 Basispunkte mehr – wurde schon im Juni bekannt. Äußerungen aus dem EZB-Rat sprechen nicht gerade für einen größeren Zinsschritt, auf den wir wohl bis September warten müssen. Die Notenbank dürfte aber Einzelheiten ihres Antifragmentierungsprogramms vorstellen – und das ausgerechnet jetzt, wo die Rückkehr der politischen Instabilität den italienischen Länderspread drastisch steigen lässt. Das neue Programm könnte daher unerwartet früh auf die Probe gestellt werden. Das politische Drama in Italien wirft mindestens zwei wichtige Fragen auf: Kann man sich wirklich mit „milden Bedingungen“ begnügen? Und was genau sind die „richtigen Umstände“, unter denen das Programm zum Einsatz kommt? Tatsächlich haben manche der Auseinandersetzungen, die der Koalition in Rom zurzeit so große Probleme bereiten, etwas mit den Reformen im Zuge des EU-Wiederaufbauprogramms zu tun, das ähnlich „milde Bedingungen“ enthält. Und überhaupt: Darf die EZB gegen eine Spreadausweitung vorgehen, wenn ihre Ursache ein höheres Länderrisiko durch innenpolitische Entscheidungen ist? Wir fürchten, dass die Ergebnisse von Donnerstag viel zu vage sein werden. Vielleicht sind sie auch nicht weitreichend genug, um dem Markt zu signalisieren, dass zur Stärkung des italienischen Anleihenmarktes alles in Marsch gesetzt wird.

Unterdessen scheinen die USA von einem Inflationsmaximum noch weit entfernt, vor allem bei der Kernrate. Natürlich können die risikolosen Zinsen weiter fallen, doch achten die Investoren schon jetzt auf die mittelfristige Konsequenz der Geldpolitik: ein hohes Rezessionsrisiko, das letztlich Zinssenkungen erfordert. Am Markt wie bei den privaten Haushalten gehen die Inflationserwartungen zurück; die Glaubwürdigkeit der Fed hat offensichtlich noch keinen Schaden genommen. Voraussetzung für eine glaubwürdige Geldpolitik ist aber, dass die Leitzinsen jetzt rasch mehrfach erhöht werden. Die Inflationserwartungen und die trotz des jüngsten Rückgangs der risikolosen Zinsen noch immer straffen Finanzbedingungen für Unternehmen dürften zunächst gegen radikale Maßnahmen sprechen. Die Fed dürfte kaum die Bank of Canada kopieren, die ihren Leitzins letzte Woche um 100 Basispunkte angehoben hat. Noch vor wenigen Monaten schienen selbst 75 Basispunkte undenkbar. Vielleicht ist es klug, sie nicht zu überschreiten.

Related Articles

Die Sicht des Chefvolkswirts

Eine Woche nach der anderen

  • von Gilles Moëc
  • 01 Juli 2024 (10 Minuten Lesezeit)
Die Sicht des Chefvolkswirts

Endlich!

  • von Gilles Moëc
  • 03 Juni 2024 (10 Minuten Lesezeit)
Die Sicht des Chefvolkswirts

Unabhängigkeitskrieg in Sicht?

  • von Gilles Moëc
  • 20 Mai 2024 (10 Minuten Lesezeit)

    Rechtliche Hinweise

    Anlagen enthalten Risiken, einschließlich dem des Kapitalverlustes. Die hier von AXA Investment Managers Deutschland GmbH bzw. mit ihr verbundenen Unternehmen („AXA IM DE“) bereitgestellten Informationen stellen weder ein Angebot zum Kauf bzw. Verkauf von Fondsanteilen noch ein Angebot zur Inanspruchnahme von Finanzdienstleistungen dar.

    Die Angaben in diesem Dokument sind keine Entscheidungshilfe oder Anlageempfehlung, (aufsichts-) rechtliche oder steuerliche Beratung durch AXA Investment Managers Deutschland GmbH bzw. mit ihr verbundenen Unternehmen („AXA IM DE“), sondern werden ausschließlich zu Informationszwecken zur Verfügung gestellt. Die vereinfachte Darstellung bietet keine vollständige Information und kann subjektiv sein.

    Dieses Dokument dient ausschließlich zu Informationszwecken des Empfängers. Eine Weitergabe an Dritte ist weder ganz noch teilweise gestattet. Wir weisen darauf hin, dass diese Mitteilung nicht den Anforderungen der jeweils anwendbaren Richtlinie 2004/39/EG bzw. 2014/65/EU (MiFID/ MiFID II) und der zu diesen ergangenen Richtlinien und Verordnungen entspricht. Das Dokument ist damit für jegliche Form des Vertriebs, der Beratung oder der Finanzdienstleistung nicht geeignet.

    Die in diesem Dokument von AXA IM DE zur Verfügung gestellten Informationen, Daten, Zahlen, Meinungen, Aussagen, Analysen, Prognose- und Simulationsdarstellungen, Konzepte sowie sonstigen Angaben beruhen auf unserem Sach- und Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Erstellung. Die genannten Angaben können jederzeit ohne Hinweis geändert werden und können infolge vereinfachter Darstellungen subjektiv sein. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen wird nicht übernommen. Soweit die in diesem Dokument enthaltenen Daten von Dritten stammen, übernehmen AXA IM DE für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität und Angemessenheit dieser Daten keine Gewähr, auch wenn nur solche Daten verwendet werden, die als zuverlässig erachtet werden.

    Wertentwicklungsergebnisse der Vergangenheit bieten keine Gewähr und sind kein Indikator für die Zukunft. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds können steigen und fallen und werden nicht garantiert.

    Informationen über Mitarbeiter von AXA Investment Managers dienen lediglich Informationszwecken und sind stichtagsbezogen. Ein Weiterbeschäftigungsverhältnis mit diesen Mitarbeitern wird nicht garantiert.