Immer straffer
- In den USA und im Euroraum verschlechtern sich die Finanzbedingungen zunehmend.
- Für Juli hat die EZB Maßnahmen angekündigt, die eine Zersplitterung verhindern sollen. Wir machen uns Sorgen wegen der Folgen eines Verkaufs von Anleihen stabilerer Emittenten, um schwächere Länder zu stützen.
- Mit einer relativen Mehrheit im Parlament bleibt Frankreich zwar handlungsfähig, aber die Regierung muss genau überlegen, was ihr wichtig ist, und Prioritäten setzen.
Mit ihrer Zinserhöhung um 75 Basispunkte in der letzten Woche und ihrem Plan, den Leitzins bis zum Jahresende so stark anzuheben, dass er restriktiv wirkt, zeigt sich die Fed bereit, den Vorwurf zu widerlegen, zu spät agiert zu haben. Sie will die Inflation jetzt zügig eindämmen, sodass in nicht allzu ferner Zukunft eine gewisse Lockerung möglich ist. Ihre Prognosen sehen Zinssenkungen im Jahr 2024 vor. Das Problem dabei ist aber, dass die Fed zu glauben scheint, dass ihre ungewöhnlich schnelle Straffung nur geringe Auswirkungen auf die Arbeitslosigkeit haben wird und selbst eine solch kleine Verschlechterung des Arbeitsmarktes ausreicht, um die Inflation deutlich zu mindern. Vielleicht geht sie davon aus, dass eine Dezimierung der offenen Stellen ausreicht, um den Lohndruck zu senken, ohne allzu viele Stellen zu vernichten. Uns beunruhigt allerdings, dass sich die Finanzbedingungen bereits erheblich verschlechtert haben. Die durchschnittlichen Finanzierungskosten von US-Unternehmen sind zurzeit so hoch wie zuletzt am Ende der großen Finanzkrise 2008/2009. Das wird sich in den nächsten Monaten auf die Unternehmensinvestitionen auswirken. Wir vermuten, dass die Fed die Schwere der Folgen ihrer geldpolitischen Straffung gezielt herunterspielt.
Im Euroraum sind die Finanzierungskosten am Unternehmensanleihenmarkt auf ihren höchsten Stand seit 2012 gestiegen. Die EZB scheint ihren Leitzins bis zum Ende des Jahres auf ein neutrales Niveau anheben zu wollen, aber die Finanzbedingungen für Unternehmen haben diese Spanne bereits erreicht. Wir gehen immer davon aus, dass geldpolitische Impulse mit Verzögerung wirken, aber zurzeit könnte bereits der Plan einer Straffung sehr schnell auf die Wirtschaft durchschlagen. Wichtig sind jetzt vor allem die Finanzierungskosten am Staatsanleihenmarkt. Auch wenn die EZB in den letzten Wochen einiges getan hat, um die Situation zu entspannen, sind wir nach wie vor der Meinung, dass der Markt die Probleme unterschätzt, die durch die Anti-Zersplitterungsmaßnahmen entstehen. Die möglichen Auswirkungen einer Finanzierung der Käufe von Anleihen aus schwächeren Ländern durch Verkäufe von Anleihen anderer Mitgliedstaaten beunruhigen uns.
Die Regierungen werden nur schwer mit dem kleineren finanzpolitischen Spielraum zurechtkommen, den engere Märkte mit sich bringen werden. Der Verlust der absoluten Mehrheit im Parlament trifft die französische Regierung zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt, auch wenn die Verfassung ihr hilft, auch mit einer nur relativen Mehrheit zu regieren.
Rechtliche Hinweise
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