Investment Institute
Die Sicht des Chefvolkswirts

Jede Menge Falken

  • 07 Februar 2022 (7 Minuten Lesezeit)

  • Lagarde brachte die EZB auf einen Kurs, der mit einer Zinserhöhung in diesem Jahr vereinbar ist.  Wir erwarten sie im Dezember, möglicherweise ist es aber auch schon im September soweit.
  • Wegen der Erinnerung an den „Greenspan-Put“ dürfte die Fed bereit sein, die Märkte durch eine schwere Zeit zu schicken. Für die EZB wäre eine Zergliederung ein Problem – wie immer. Da sich in Europa die geldpolitische Richtung ändert, sind schnellere Fortschritte in der Finanzpolitik nötig.

Letzte Woche verzichtete Christine Lagarde auf eine Wiederholung ihrer Aussage vom Dezember, dass eine Zinserhöhung in diesem Jahr unwahrscheinlich sei. Stattdessen sprach sie davon, dass der EZB-Rat „einhellig besorgt“ sei. Das ist eine erhebliche Veränderung. Die EZB ist jetzt bereit, der Fed mit nur sechs bis neun Monaten Abstand zu folgen und den Zinserhöhungszyklus einzuleiten. Wir gehen davon aus, dass die Zinsen im Dezember erhöht werden.  Allerdings hatte die Fed erst dann zum Angriff geblasen, als die Lohndaten keinen Zweifel mehr daran ließen, dass die US-Inflation von Dauer sein wird. Die EZB ändert ihren Standpunkt dagegen bereits, bevor die Löhne im Euroraum steigen. Sicherlich war der Anstieg der Verbraucherpreise im Januar schwer zu ignorieren, aber die frühzeitige Reaktion signalisiert eine Sensibilität für das Inflationsrisiko, die nicht zu dem Kulturwandel passt, den Draghi während seiner Amtszeit eingeleitet hatte.

Die Finanzmärkte werden zurzeit ständig von Straffungsentscheidungen bombardiert – alle wichtigen Zentralbanken sind zu Falken geworden. Neben der strafferen Rhetorik der Fed und nun auch der EZB hat die Bank of England ihren Leitzins um weitere 25 Basispunkte angehoben und bekannt gegeben, dass vier Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses sogar für 50 Basispunkte gestimmt hatten. Die Frage ist, ob die Märkte am Ende so reagieren, wie es die Zentralbanken beabsichtigen.  Bei der Fed ist die Erinnerung an den „Greenspan-Put“ und seine verhängnisvollen Folgen wahrscheinlich noch lebendig genug, um den FOMC dazu zu veranlassen, den Märkten eine Menge Schmerz zuzumuten. Die Assetpreise werden erhebliche Auswirkungen auf die Realwirtschaft haben müssen, bevor die Fed ihre Richtung ändert, vor allem, wenn ein so großer Nachfrageüberhang besteht, dass die Zentralbank mit dem Ausmaß ihrer Straffung Risiken eingeht.

Im Euroraum wirkt die „Rückkopplungsschleife“ anders. Die Zentralbank kann eine Ausweitung der Staatsanleihespreads, die das Funktionieren des Konzepts Euroraum infrage stellen würde, nicht vollständig ignorieren. Glücklicherweise bieten die günstigen politischen Entwicklungen in Italien und Portugal einen Puffer gegen eine zu extreme Marktreaktion. Dennoch: Wenn die EZB ihre Geldpolitik schneller normalisiert, muss sich auch die Finanzpolitik in der EU beschleunigen. Frankreich, das zurzeit dem EU-Rat vorsitzt, hat für den 10. und 11. März eine Sondersitzung des Europäischen Rates einberufen, um die Diskussion über ein neues Modell für den Stabilitäts- und Wachstumspakt einzuleiten.  Der Vorschlag von Giavazzi und Weymuller, den beiden Wirtschaftsberatern von Draghi und Macron, den wir vor ein paar Wochen an dieser Stelle erörtert haben, wird angesichts der neuen geldpolitischen Stimmung zu einer immer sinnvolleren Option. Das Erbe Draghis aus seiner Zeit bei der EZB mag umstritten sein, aber an seiner Fähigkeit, die Diskussionen in Europa zu gestalten, besteht kaum Zweifel.

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