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Die Sicht des Chefvolkswirts

Macrocast #91: Was bleibt von der Inflation?

  • 17 Mai 2021 (5 Minuten Lesezeit)

Die US-Verbraucherpreise überraschten mit einem deutlichen Anstieg im April, doch es bleibt schwierig, den Inflationsdruck zu beurteilen. Es ist unwahrscheinlich, dass sich die US-Notenbank Fed davon beeinflussen lässt. In der Eurozone muss die EZB eine wichtige Frage beantworten: Wie soll es mit dem Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP) weitergehen?

Großes Inflationsgetöse – wird sie sich verfestigen?

Der starke Anstieg im US-Kernindex kann auf nur drei Komponenten zurückgeführt werden: Gebrauchtwagen (+21% ggü. Vj.), Flugkosten (+9,6%) und Autovermietung (+81%). Bereinigt um diese Komponenten läge das Tempo der Kerninflation immer noch auf dem Niveau von vor der Pandemie. Die Preisveränderungen spiegeln so offensichtlich die Wiederbelebung der Wirtschaft oder exogene Engpässe (wie die aktuelle Verknappung von Mikrochips) wider.

Mit Blick auf die Zukunft ergeben sich angesichts der weiterhin niedrigen Preisniveaus einiger Indexkomponenten weitere Spielräume für Anstiege, welche hier möglicherweise keine echte endogene Änderung des Inflationsregimes wiedergeben. Die Inflationsfalken nennen die Lohnentwicklung als Indikator, indem sie auf den „Arbeitskräftemangel“ hinweisen. Wir glauben nicht, dass dieser Trend auch aus langfristigen Lohnstatistiken heraus signifikant wird.

Wir sind uns sicher, dass es noch keine „smoking gun“ gibt, die verlässlich zeigt, dass die Inflation in den USA dauerhaft ansteigen wird. Unserer Ansicht nach sind die Meinungsführer in dieser Sache in zwei übermäßig extreme Positionen gespalten: Die einen sehen die Inflation als „totes Monster“ wie in der Zeit von 2012-2019, die anderen befürchten eine unkontrollierbare Inflationsspirale wie 1972. Für eine Stabilisierung der Inflation um einen Wert von 2% dürfen politische Entscheidungsträger nicht in Panik verfallen, sondern müssen insbesondere ein Auge auf Faktoren mit signifikantem Einfluss auf die Inflation – wie Lohnverhandlungen – haben.

Die europäische Inflationskluft

Die Eurozone befindet sich in einer ganz anderen Situation. Zwar hat auch dort eine Beschleunigung der Verbraucherpreise eingesetzt, doch reicht dies bei weitem nicht aus, um die durch die Pandemiekrise ausgelöste weitere Vergrößerung der Inflationslücke auszugleichen.

Das Hauptproblem für die EZB liegt zum jetzigen Zeitpunkt weniger in der Möglichkeit, dass sich die Inflationserwartungen wie in den USA zu schnell zu hoch einpendeln, sondern in der Schwierigkeit, den europäischen Anleihemarkt effektiv vor einer Ansteckung in den USA zu schützen.Die Annahme, dass sich die Renditen von Staatsanleihen des Euroraums von den Renditen der US-Staatsanleihen abgekoppelt haben beschreibt die Marktsituation indes nicht mehr zutreffend. Die von der EZB vorgenommene Erhöhung des Ausgabentempos des PEPP-Programms scheint kaum einen Effekt zu haben.

Wir sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht überzeugt, dass die EZB ihr Kauftempo bei der Juni-Sitzung reduzieren wird. In den nächsten Monaten dürfte der Höhepunkt der Inflation erreicht werden, was noch mehr Ängste schürt und die US-Inflationserwartungen weiter nach oben treibt. Ein weiterer Aufwärtsdruck auf die US-Renditen dürfte die Folge sein, mit möglichen zusätzlichen Ansteckungseffekten für die europäischen Märkte. Eine Reduzierung des Tempos im Juni wäre unserer Meinung nach "mutig" und die EZB liefe Gefahr, auf der September-Sitzung zu einer Kehrtwende gezwungen zu werden. Es wäre sinnvoller, abzuwarten, wie der Markt mit einem komplizierten Sommer für die Fed umgeht, bevor der aktuelle Kurs geändert wird.

Ein weiterer Grund, der eine Reduzierung des Kauftempos im Juni aus unserer Sicht fraglich erscheinen lässt, ist die Tatsache, dass ein Ende der Pandemie noch lange nicht vollständig absehbar ist. Die Fortschritte bei der Impfung in Europa gehen weiter; möglicherweise kommen auf Europa beim Beschreiten der „letzten Meile“ jedoch ähnliche Herausforderungen wie auf die USA in Form von Impfgegnern zu.

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