Zurück in die Neunziger
- Der US-Arbeitsmarktbericht von letzter Woche hat die Fed noch entschlossener gemacht. Die hartnäckigen Hoffnungen auf eine Kehrtwende der Notenbank wurden durch die Daten immer wieder unterlaufen. Offensichtlich will man nicht wahrhaben, dass sich die Geldpolitik grundlegend geändert hat. Der wahre Präzedenzfall sind für uns nicht die 1970er, sondern die 1990er.
Die Investoren wollen unbedingt glauben, dass die Fed milder wird. Aber letzte Woche haben die guten US-Arbeitsmarktdaten diese Hoffnung erneut zerstört. Offensichtlich glaubt man am Markt noch immer an eine Fortsetzung der letzten 20 Jahre, als die Notenbanken Realwirtschaft und Märkte leicht retten konnten. Ihre wichtigste Aufgabe – Preisstabilität – war dank grundlegender struktureller Veränderungen erfüllt, unabhängig von der Konjunktur. Die Rückkehr der Inflation hat das aber zunichtegemacht. Um das zu verstehen, brauchen wir uns gar nicht mit der Volcker-Ära in den 1980ern zu befassen. Ein Blick zurück in die 1990er reicht.
In den 1990ern hatten weltpolitische Krisen massive Angebotsschocks ausgelöst, auf die die Notenbanken reagieren mussten. Ein Problem war die mangelnde internationale Zusammenarbeit. 1990 hatte die Fed einen höheren Inflationsanstieg infolge eines Angebotsschocks zunächst akzeptiert, 1994 hatte sie die Geldpolitik dann aber schnell gestrafft. Ihr Ziel war eine Dämpfung der Nachfrage, woran sie trotz heftiger Marktturbulenzen festhielt. Nicht nur in den USA waren die Notenbank in den 1990ern nicht der Märkte Freund. Beim damaligen Wechselkursregime waren die Realzinsen in den meisten europäischen Ländern konjunkturell gesehen zehn Jahre lang viel zu hoch.
In Europa reagierte man auf die vielen Rezessionen und die instabilen Finanzmärkte, verursacht im Wesentlichen durch eine falsche Geldpolitik, mit einer engeren Integration. Man gründete die Europäische Währungsunion. Daraus können wir heute viel lernen, denn den Regierungen fällt es gerade schwer, Lösungen für den gesamten Euroraum zu entwickeln. In den 1990ern änderten sich aber nicht nur die Institutionen. Zum Ende des Jahrzehnts hoffte man auch auf positive Angebotsschocks. Einer davon, der am Ende aber überschätzt wurde, war der Produktivitätsanstieg durch neue Informations- und Kommunikationstechnologien. Der andere, die Globalisierung, erwies sich als nachhaltiger und wirksamer. Weil aber die Produktivität jahrelang nur mäßig stieg und die Deglobalisierung zu einem großen Thema wurde, fehlen jetzt solche Hoffnungszeichen.
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