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Jahresausblick

Ausblick 2023: Weltweiter Abschwung ist der Preis für die Eindämmung der Inflation

  • 01 Dezember 2022 (5 Minuten Lesezeit)

Überblick

  • Sowohl Europa als auch die USA werden vermutlich in die Rezession fallen. In den nächsten zwei Jahren wird das Weltwirtschaftswachstum nachlassen, aber auch die Inflation wird zurückgehen.
  • Aktien haben viel Spielraum nach oben, aber viele Hindernisse bleiben. Wir gehen davon aus, dass sich defensive Werte und Qualitätsaktien in der ersten Hälfte 2023 überdurchschnittlich entwickeln. In der zweiten Jahreshälfte dürften Zykliker und Wachstumsaktien die Nase vorn haben.
  • Anleiheninvestoren dürften am meisten profitieren, wenn Inflation und Zinsen ihre Höhepunkte erreichen. Die Renditen sind höher als in den letzten Jahren, sodass sich mehr Chancen bieten.

Nach einem sehr schwierigen Jahr dürfte die Inflation 2023 und 2024 sinken. Das Weltwirtschaftswachstum wird vermutlich auf seinen niedrigsten Stand seit 2009 zurückgehen (wenn man die Pandemie ausklammert). 

Außerdem erwarten wir Rezessionen in Europa und den USA sowie eine nur schwache Erholung in China, bevor es 2024 wieder allmählich aufwärts geht.

Aber die Erwartungen wurden in den letzten Jahren enttäuscht. 2020 brach die Pandemie aus, 2021 der Ukrainekrieg. Deshalb sind wir mit unseren Prognosen für die nächsten zwei Jahre vorsichtig.

Mit Blick auf das kommende Jahr sagt Gilles Moëc, AXA Group Chief Economist und Head of AXA IM Research: „2022 ist der Beginn einer neuen Ära der Geldpolitik. Wir befinden uns in einer Lage, die wir seit Jahrzehnten nicht mehr hatten: in einem von der Geldpolitik ausgelösten Abschwung der Weltwirtschaft. Wie lange und wie stark die Zinsen weiter gesenkt werden, hängt davon ab, wie schnell die Inflation in den USA zurückgeht.

Wir sind zuversichtlich, dass die Weltwirtschaft 2023 wieder Fahrt aufnehmen wird, aber wir warnen vor übertriebenem Enthusiasmus. Nach der Erholung der Konjunktur bleiben viele grundsätzliche Fragen offen.“

Assetklassen im Überblick

2023 haben Aktien viel Spielraum nach oben, aber viele Hindernisse bleiben.  Die straffe Geldpolitik der Zentralbanken wird die Kurse und die Richtung der Aktienmärkte weiter bestimmen. Die Unternehmensgewinne sind 2022 recht stabil geblieben, aber wir erwarten nicht, dass sie sich dauerhaft gegen das gesamtwirtschaftliche Umfeld behaupten können. Wir gehen davon aus, dass sich defensive Werte und Qualitätsaktien in der ersten Hälfte 2023 überdurchschnittlich entwickeln. In der zweiten Jahreshälfte dürften Zykliker und Wachstumsaktien von der möglichen Erholung profitieren und die Nase vorn haben.

An den Anleihenmärkten findet ein Wandel statt. Nachdem Zinsen und Volatilität lange niedrig waren, ist die Inflation zuletzt auf Rekordwerte gestiegen, und die Zinsen wurden stark angehoben. Die Credit Spreads haben sich zwar ausgeweitet, blieben aber trotz außergewöhnlichem Zinsanstieg, Inflationsschock und steigender Rezessionsrisiken vergleichsweise stabil, was auf gute Bilanzen zurückzuführen ist.  Alles in allem sind europäische Credits zurzeit günstiger bewertet als US-Papiere.

Chis Iggo, CIO Core Investments und Leiter des AXA IM Investment Institute, fügt hinzu: „2022 gab es für Anleger kein Entkommen. Das Umfeld führte schließlich unweigerlich zu einer Neubewertung von Anleihen und Aktien. Aber Anleiheninvestoren dürften am meisten davon profitieren, wenn die Inflation ihren Anstieg beendet, weil sich die Risiko-Ertrags-Profile verbessert haben.  Die Renditen sind höher als in den letzten Jahren, sodass höhere laufende Erträge möglich sind. Auch High Yield scheinen in ihrer besten Verfassung seit Langem zu sein. 

„Die Aktienmärkte sind anfällig für den erwarteten Rückgang der Unternehmensgewinne. Energieunternehmen haben Mehrertrag erzielt, aber wegen der Energiewende sind ihre langfristigen Aussichten weniger rosig.  Wir gehen davon aus, dass Technologie- und Automatisierungsunternehmen von neuen Unternehmensinvestitionen profitieren werden.

Auf regionaler Ebene könnten die europäischen Märkte stark steigen, wenn sich die Lage in der Ukraine verbessert. Asien könnte profitieren, wenn sich China von der Pandemie erholt. Langfristig dürften die USA wegen der dominierenden Position ihrer Technologie, mehr Energiesicherheit und einer besseren Demografie aber weiter vorn liegen.“

Im Folgenden geben wir einen zusammenfassenden Ausblick zu wichtigen Ländern und Regionen für 2023 und Anfang 2024. 


Lesen Sie den vollständigen Bericht

USA

Die US-Wirtschaft dürfte Anfang 2023 in die Rezession fallen, aber aus unserer Sicht nicht allzu hart landen. Durch die schwächere Konjunktur könnte der Inflationsdruck nachlassen. Wir gehen davon aus, dass die Inflation stark zurückgehen wird, wenn auch etwas langsamer als der Konsens erwartet. Auch unsere BIP-Prognose fällt mit -0,2% im Jahr 2023 und 0,9% im Jahr 2024 niedriger aus als die Konsenserwartungen. Die Federal Reserve wird aus unserer Sicht die Leitzinsen 2023 weniger stark anheben als zuletzt. Wir rechnen mit einem Endzins von 4,75% bis 5%, abhängig eher von den Entwicklungen des Arbeitsmarktes als von der Inflation.  2024 dürfte die Fed ihre Zinsen wieder senken.

Euroraum

Das unsichere gesamtwirtschaftliche Umfeld, die Energiekrise und die straffere Geldpolitik werden den Euroraum vermutlich in die Rezession fallen lassen. Wir gehen von einer Schrumpfung des Euroraum-BIP im Zeitraum vom 4. Quartal 2022/1. Quartal 2023 um 1% aus und davon, dass sich die Wirtschaft dann ganz leicht erholt. Die Inflation dürfte hier im 4. Quartal 2022 mit 10,8% ihren Höhepunkt erreichen und danach bis Ende 2023 auf 2,5% zurückgehen. Angesichts des engen Arbeitsmarktes dürfte aber weiterhin Inflationsdruck bestehen. Aus unserer Sicht wird der Leitzins der Europäischen Zentralbank im März mit 2,5% seinen höchsten Stand erreichen. Damit weichen wir von den allgemeinen Markterwartungen ab, die sich auf 2,9% Höchststand Mitte 2023 belaufen.

China

Die Konjunkturaussichten Chinas hängen davon ab, ob das Land seine Null-COVID-Strategie beendet und seine Wirtschaft wieder öffnet. Wir gehen davon aus, dass Peking den Weg für eine Wiederöffnung ebnet, aber dieser Weg nicht einfach sein wird. Da in vielen Industrieländern Rezessionen bevorstehen, werden vermutlich rückläufige Exporte ein weiterer Grund für eine weiterhin lockere Geldpolitik sein – auch wenn die wirtschaftlichen Probleme dank der Verbesserungen der Lage am schwächelnden Immobilienmarkt etwas nachlassen. Unsere Wachstumsprognosen für China im kommenden Jahr liegen über den Konsenserwartungen. Wir rechnen mit 5%, gefolgt von einem leichten Rückgang auf 4,8% im Jahr 2024, wenn die Konjunktur wieder auf ihren langfristigen Trend einschwenkt.

Großbritannien

Wir gehen davon aus, dass die britische Wirtschaft Ende 2022 in die Rezession fällt. Das BIP-Wachstum dürfte im Jahr 2022 im Durchschnitt bei 4,3% gelegen haben und wird aus unserer Sicht 2023 um 0,7% zurückgehen, gefolgt von einem Rückgang um 0,8[OU1] % im Folgejahr. Die Inflation wird 2023 unserer Meinung nach allmählich zurückgehen und 2024 wieder nahe den von der Bank of England angestrebten 2% liegen. Die britischen Leitzinsen dürften im 1. Quartal 2023 mit 4,25% ihren Höhepunkt erreichen, aber wir erwarten ab dem 4. Quartal eine wieder expansivere Geldpolitik und für Ende 2024 einen Leitzins von 3%.  Das genaue Timing dürfte davon abhängen, wie schnell der Arbeitsmarkt reagiert. Die politischen Entwicklungen spielen weiter eine wichtige Rolle, vor allem die Verhandlungen über das Nordirland-Protokoll.

Japan

Japans Konjunktur scheint stabil zu bleiben, unterstützt von der Wiederöffnung der Wirtschaft und der darauffolgenden Erholung des Tourismus. Wir erwarten für 2022, 2023 und 2024 BIP-Wachstumsraten von 1,6%, 1,7% und 1,3%. Die Inflation dürfte auf absehbare Zeit über den von der Bank of Japan angestrebten 2% liegen, wobei der schwache Yen den Inflationsdruck weiter erhöht. Wir gehen davon aus, dass die Zentralbank die Zinsen 2023 nicht verändern wird. Nach der Ernennung eines neuen Zentralbankgouverneurs im April könnte sie allerdings ihre Politik ändern.

Kanada

Kanada scheint in der beneidenswerten Position zu sein, eine Rezession vermeiden zu können, aber auch hier gibt es einige Herausforderungen. Unserer Einschätzung nach wird das kanadische Wachstum bis etwa Mitte 2023 stagnieren. Alles in allem dürfte das Wirtschaftswachstum stärker zurückgehen als der Konsens erwartet: auf 0,3% im nächsten und 1,1% im übernächsten Jahr.  Die Inflation sollte jedoch aus unserer Sicht von 6,8% im Jahr 2022 auf durchschnittlich 4,3% im nächsten Jahr und 2,4% im Jahr 2024 sinken. Die Bank of Canada wird weniger restriktiv, und wir gehen davon aus, dass ihr Leitzins im Januar mit 4,25% seinen Höhepunkt erreicht. Danach dürfte er bis zum Jahresende stabil bleiben und bis Ende 2024 auf 3,25% gesenkt werden.

Emerging Markets

Wirtschaftliche Probleme im In- und Ausland werden für einen Konjunkturabschwung sorgen. Wir erwarten, dass das BIP-Wachstum der Emerging Markets (ohne China) im 4. Quartal 2022 und im 1. Quartal 2023 deutlich zurückgeht und sich in der zweiten Jahreshälfte allmählich erholt. Asiatische Emerging Markets werden unter den nachlassenden Exporten leiden, und wir gehen davon aus, dass die meisten Zentralbanken der Region ihre Zinsen ab März stabil halten, weil Inflation und Wachstum zurückgehen. In Lateinamerika könnten dagegen politische Unsicherheiten nach den jüngsten Wahlen die Anlegerstimmung belasten.

Ausblick: Ausgewogen

Ohne Zweifel war 2022 schwierig für Investoren – in allen Assetklassen. Aber jetzt geht das Jahr zu Ende, und die Märkte scheinen nicht weiter zu fallen. Wir gehen nicht davon aus, dass die leichte Erholung gegen Jahresende bedeutet, dass die Kurse wieder ihre Höchststände der letzten Jahre erreichen werden, halten aber durchaus positive Erträge für möglich. 

Aus unserer Sicht erfordert das aktuelle Umfeld umsichtige Investmentstrategien, und angesichts der noch immer bestehenden Konjunkturunsicherheit sollte man sich eher defensiv positionieren. Eine Vorbereitung auf volatile Phasen scheint uns angemessen.

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