Fed-Chef Powell sieht Rezessionsrisiko; schwächere Geschäftsentwicklung im Euroraum
Alles Wichtige auf einen Blick
Obwohl die US-Notenbank Federal Reserve „tue, was sie könne“, um die Inflation zu bekämpfen, sei eine Rezession der größten Volkswirtschaft der Welt „sicherlich eine Möglichkeit“, so der Fed-Vorsitzende Jerome Powell. In einer Rede vor dem Bankenausschuss des Senats betonte Powell, die US-Wirtschaft sei stark und „gut aufgestellt, um eine straffere Geldpolitik zu verkraften“. Die Fed werde Belege für einen nachlassenden Preisdruck abwarten, bevor sie ihren derzeitigen Zinsanhebungszyklus beendet. In Großbritannien stieg die Inflation im Mai auf ein 40-Jahres-Hoch von 9,1%. Die kanadische Jahresinflation legte auf 7,7% zu, den höchsten Stand seit 1983.
Nachrichten aus aller Welt
Der Gesamt-Einkaufsmanagerindex (PMI) für den Euroraum hat sich in der Schnellschätzung auf ein 16-Monats-Tief von 51,9 im Juni nach 54,8 im Mai abgekühlt. Dem Datenanbieter S&P Global zufolge spiegelt dies die Lieferengpässe und Energiesorgen aufgrund des Kriegs in der Ukraine sowie die schlechteren Finanzbedingungen wider. Unterdessen verzeichnete der private Sektor in Japan im Juni seinen höchsten Produktionszuwachs seit sieben Monaten. In der Schnellschätzung zog der von der Jibun Bank errechnete Produktionsindex (Industrie und Dienstleister) von 52,3 auf 53,2 Zähler an. Hintergrund ist die Lockerung der Corona-Maßnahmen. Mit der Rückkehr ausländischer Touristen stieg auch der Dienstleistungsindex (von zuvor 52,6 auf 54,2 Punkte).
Zahl im Fokus: 40%
In Reaktion auf die Drosselung der russischen Gaslieferungen über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 auf nur noch 40% ihrer Kapazität hat Deutschland letzte Woche die „Alarmstufe“ seines Notfallplans Gas ausgerufen. Diese Eskalation soll von Unternehmen und Verbrauchern als Signal dafür verstanden werden, dass womöglich schwierige Zeiten vor dem Land liegen. Dennoch sah die Regierung davon ab, die Preisanpassungsklausel zu aktivieren, die es Versorgern ermöglichen würde, die rasant steigenden Preise an ihre Kunden weiterzureichen. Angesichts der wachsenden Spannungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, die gedrosselten Lieferungen seien ein „ökonomischer Angriff“, wohingegen Moskau technische Ursachen anführt. Deutschland und die Niederlande treffen Vorbereitungen für eine teilweise Rückkehr zur Kohleverstromung, um Engpässen in diesem Winter vorzubeugen.
Wissenswert
Servant Economy: Dieser Begriff steht für das breite Spektrum an Botendiensten auf Abruf wie Taxi-Apps und Lebensmittel-Lieferdienste, die Verbrauchern heute zur Verfügung stehen. Eine verbesserte Smartphone-Vernetzung, zahlreiche flexible Arbeitnehmer und der plötzliche Zwang für Unternehmen, in der Corona-Pandemie Hauslieferungen anzubieten oder entsprechende Angebote auszuweiten, haben diesen Zweig zu einem bedeutenden Investmentthema der letzten Jahre gemacht. Viele in diesem Bereich tätige Unternehmen sehen sich nun mit steigenden Benzinkosten und einer geringeren Arbeitslosigkeit konfrontiert.
Das bringt die Woche
Aus den USA werden für Dienstag Daten zu den Eigenheimpreisen und am Mittwoch die endgültige Schätzung des BIPs im 1. Quartal erwartet. Ebenfalls am Mittwoch werden Daten zum Wirtschaftsklima, zur Stimmung im Dienstleistungssektor und zum Verbrauchervertrauen im Euroraum sowie die japanischen Einzelhandelsumsätze im Mai veröffentlicht. Am Donnerstag kommen die endgültigen britischen BIP-Daten für das 1. Quartal sowie die Mai-Arbeitslosenquote im Euroraum heraus. Eine Schnellschätzung der Juni-Inflation im Euroraum und der chinesische Caixin-EMI für das verarbeitende Gewerbe folgen am Freitag.
Rechtliche Hinweise
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